3 Sorgen zu Suchtberatung
Die Liste an Sorgen zu Suchtberatung ist lang. Und leider ist das häufig nicht grundlos der Fall. In diesem Artikel widmen wir uns vorerst drei Hürden, die Menschen davon abhalten, sich ihrer Sucht zu stellen. Soviel vorweg: Manche der Hürden sind vielleicht gar nicht so unüberwindbar wie gedacht.
Die Beratenden kennen die Sorgen der Ratsuchenden sehr gut. Wie lang die Liste an Hürden ist, zeigt ein Forschungsteam, das 2022 den Wissensstand zu Hürden der Suchthilfe zusammengetragen hat. Aus anderen Studien identifizieren sie 37 strukturelle, 21 individuelle und 19 soziale Hürden.
„Mein Umfeld soll nichts davon mitbekommen.“
Eine Suchtberatungsstelle zu kontaktieren, ist nicht immer einfach. Viele Betroffene schämen sich für ihren Konsum und sind besorgt, wie ihre Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen, Partnerinnen und Partner, Eltern und Kinder reagieren werden.

Die Sorge ist leider nicht ganz grundlos. Sucht ist gesellschaftlich stigmatisiert. Das kann dazu führen, dass Betroffene negativ bewertet oder ausgegrenzt werden. Das macht es erstens schwieriger , selbst einzusehen, dass man betroffen ist. Und zweitens kann die Sorge aufkommen, dass das soziale Umfeld etwas von der Erkrankung mitbekommt, wenn man das Konsumverhalten ändert oder Hilfsangebote wie Suchtberatung in Anspruch nimmt.
In anderen Fällen, kann das soziale Umfeld auch den Konsum befürworten und dadurch eine Hürde darstellen. Wenn das soziale Umfeld ebenfalls konsumiert, unterstützen sie es wohlmöglich nicht, dass Bekannte überlegen, Ihren Konsum zu verändern.
Welcher Grund es auch sei: Wer nicht möchte, dass Freunde und Familie etwas von einer Suchtberatung mitbekommen, muss es ihnen nicht sagen. Digitale Angebote wie DigiSucht ermöglichen es, das Thema Sucht diskret anzugehen. Niemand muss wissen, dass Sie einen Termin wahrnehmen, weil Sie sich zu einer Zeit und an einem Ort beraten lassen können, der Ihnen passt. Auf der Plattform DigiSucht bleiben Sie außerdem anonym. Nicht einmal ihre Suchtberaterin oder ihr Suchtberater muss wissen, wer Sie sind. Und die Beraterinnen und Berater gehen vertraulich mit dem Besprochenen um. Sie unterliegen der Schweigepflicht.
Außerdem: Die Entscheidung, das soziale Umfeld einzuweihen oder nicht einzuweihen, muss nicht zu Beginn einer Beratung getroffen werden. Wer unsicher ist, kann auch diese Sorgen in der Suchtberatung gemeinsam besprechen. Vielleicht stellt sich sogar heraus, dass ihr Umfeld Sie dabei unterstützen will, den Konsum hinter sich zu lassen. In der Studie zu Hürden der Suchthilfe zeigt sich nämlich auch, dass das soziale Umfeld eine große Stütze sein kann.
„Ich habe keine Zeit für Suchtberatung.“
Die Zeit bleibt nicht stehen, wenn man konsumiert. Viele Betroffene leben mit der ständigen Mehrfachbelastung, andere Verpflichtungen und ihre Abhängigkeit unter einen Hut zu bekommen. Sie stehen vor der realen Hürde, Zeit für eine Suchtberatung zu schaffen.
Berufliche oder familiäre Verpflichtungen stellen konkrete Hürden dar, warum Menschen keine Zeit für Suchtberatung haben.
Wie soll Suchtberatung während der Kinderbetreuung funktionieren? Was, wenn die Eltern gepflegt werden müssen oder der Hund nicht alleine gelassen werden kann? Wie findet man Unterstützung, wenn die Sprechstunde der Suchtberatungsstelle während der Arbeitszeit liegt?
Leider kann Suchtberatung hier nur begrenzt unterstützen, weil sie keine Zeit schenken kann. Ein Ziel von Angeboten wie DigiSucht ist es aber, Suchtberatung einfacher auch in hektische Alltage zu integrieren. Über 1000 Beratende sind auf der Plattform aktiv, um auf Fragen jeder Art zum Thema Sucht professionell und vor allem orts- und zeitungebunden zu antworten (Stand Jan. 2025).

Außerdem: Der Beginn einer Suchtberatung kann zwar zeitlich sehr herausfordernd sein. Auf lange Sicht kann der Alltag aber ohne oder mit weniger Konsum wieder ausgeglichener werden.
„Ich bin nicht abhängig, aber mein Konsum macht mir Bedenken.“
Wie heißt es so schön: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Da ist was Wahres dran und eine frühe Einsicht kann viel Leid erspaaren.

Das Problem ist, dass der Begriff Sucht stark aufgeladen ist und viele Menschen ein bestimmtes Bild im Kopf haben, wenn sie daran denken. Solange man diesem Bild nicht entspricht, hat man kein Problem? Und solange man kein Problem hat, ist Suchtberatung nicht angebracht?
France Mathes ist Suchtberaterin aus Düsseldorf und antwortet auf eine Sorge:
Ich glaube, ich bin noch gar nicht süchtig, aber ich habe Bedenken zu meinem Konsum. Sind meine Probleme zu klein für Suchttberatung? Bin ich in der Suchtberatung trotzdem richtig?
Die Antwort ist eindeutig:
Ja, kein Problem ist zu klein.
Zu uns kommen Menschen in den unterschiedlichsten (Lebens-)Phasen. Wir laden dazu ein, ins Gespräch zu kommen und auch den Konsum gemeinsam zu reflektieren. Zusammen schauen wir, woher die Bedenken kommen und was gerade helfen kann.

Franca Mathes, Suchtberaterin
Es gibt bestimmte Merkmale, die erfüllt sein müssen, damit Medizinerinnen und Mediziner von einer Abhängigkeit sprechen. Das ist in der Suchtberatung aber egal. Wer Bedenken hat, ist eingeladen, den Bedenken gemeinsam auf den Grund zu gehen.
Denn Suchtberatung ist keine „One-Size-Fits-All“-Lösung. Sie ist vielmehr eine Einladung, gemeinsam zu reflektieren und auf individuelle Ausgangssituationen und Ziele einzugehen. So hilft Suchtberatung dabei, auch zukünftig keine Suchterkrankung zu entwickeln.
Außerdem: Suchtberatung hilft auch Angehörigen, die Fragen haben oder Hilfe suchen.
Haben Sie Bedenken?
Machen Sie den kostenlosen Selbsttest, um herauszufinden, ob Ihr Alkohol- oder Cannabiskonsum problematisch ist. Hier können Sie sich außerdem informieren, falls sie Bedenken zu Ihrem Glücksspielverhalten haben.
Oder sprechen Sie kostenlos und anonym mit einer Beraterin oder einem Berater. Zur Registrierung müssen Sie nur einen Benutzernamen und ein Passwort anlegen. Mehr Informationen zur Beratung über DigiSucht finden Sie hier.
Quellen und weitere Informationen:
- Arhoudian, A., Razaghi, E., Hooshyari, Z., Noroozi, A., Pilevari, A., Mokri, A., Mohammadi, M. & Malekinejad, M. (2022). Barriers and facilitators to Substance Use Disorder Treatment: An Overview of Systematic Reviews. Substance Abuse: Research and Treatment, 16, 1-11. https://doi.org/10.1177/11782218221118462
- Matthews, S., Dwyer, R. & Snoek, A. (2017). Sigma and Self-Stigma in Addiction. Bioethical Inquiry, 14, 275-286. https://doi.org/10.1007/s11673-017-9784-y
- Morris, J., Moss, A. C., Albery, I. P. & Heather, N. (2022). The “alcoholic other”: Harmful drinkers resist problem recognition to manage identity threat. Addictive Behaviors, 124. https://doi.org/10.1016/j.addbeh.2021.107093