Entgiftung: Hilfe im Umgang mit Entzugserscheinungen

Entzugserscheinungen sind eine große Herausforderung und Gefahr für viele Menschen mit Suchtproblemen. In diesem Beitrag geht es darum, was es damit genau auf sich hat und warum professionelle Hilfe beim Entzug Leben retten kann.

Entzugserscheinungen – das hat es damit auf sich

Es gibt einige Substanzen, die eine körperliche Abhängigkeit verursachen können. Dabei gewöhnt der Körper sich so stark an die Substanz, dass sie für das alltägliche Funktionieren gebraucht wird. Wenn die Substanz nicht konsumiert wird, treten Beschwerden auf, die meistens unangenehm oder schmerzhaft sind, aber auch lebensgefährlich sein können. Insbesondere bei beruhigenden Drogen wie Alkohol und Benzodiazipinen können gefährliche Entzugserscheinungen auftreten. Außerdem können psychische Symptome auftreten wie starke Cravings und Suchtdruck. Lesen Sie hier, welche Tipps im Umgang mit Suchtdruck helfen können.

Welche Symptome auftreten, hängt von der jeweiligen Droge und der üblichen Dosis sowie der Stärke der Abhängigkeit ab. Typische Entzugssymptome sind:

  • Zittern
  • Muskelschmerzen
  • Hunger oder Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit und Fatigue
  • Schwitzen
  • Gereiztheit
  • Depressive Verstimmungen
  • Anxiety und Angstzustände
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Verwirrtheit
  • Schlaflosigkeit
  • potenziell lebensgefährliche Krampfanfälle

Falls es nach dem Entzug wieder zu Konsum kommt, ist dann die Gefahr von riskantem Konsum und Überdosen besonders hoch. So ist es beispielsweise bei Opioid-Konsumierenden: Weil sie während des Entzugs nicht konsumiert haben, ist die Toleranz gesunken. Wenn im Anschluss die Menge konsumiert wird, die vorher gewohnt war, kann dieselbe Menge anschließend gefährliche Folgen haben.

Das passiert im Körper während des Entzugs – am Beispiel von Alkohol

Das weit verbreitete Nervengift wirkt beruhigend auf das Gehirn. In einer Abhängigkeit werden die körpereigenen erregenden Stoffe grundsätzlich überproduziert, um die beruhigende Wirkung auszugleichen. Wenn eine betroffene Person freiwillig oder unfreiwillig für eine gewisse Zeit keinen Alkohol zu sich nimmt, bleibt die beruhigende Wirkung des Alkohols aus und das Ungleichgewicht kippt in Richtung der erregenden Wirkung. Dadurch kommt es zu den Entzugserscheinungen. Bei besonders starker Abhängigkeit kann das Gehirn so überstimuliert sein, dass es zu lebensgefährlichen Krampfanfällen kommt.

  • Nach circa 6 Stunden kommt es unter anderem zu Zittern, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Schwitzen und Verdauungsproblemen.
  • Nach 12-24 Stunden kann es zu Halluzinationen kommen. Das können beispielsweise bedrohliche Stimmen sein, die die betroffene Person in Panik versetzen.
  • Schwerwiegende und lebensgefährliche Folgen können nach circa 48 bis 72 Stunden im sogenannten Delirium tremens oder Alkoholentzugsdelir. Das kommt bei 5 Prozent der Personen mit Alkoholabhängigkeit vor und führt unbehandelt bei 15 Prozent der Delir-Betroffenen zum Tod. Unter Behandlung liege die Sterberate bei 2 Prozent.

Entgiftung: Hilfe beim Entzug

Freiwillig oder unfreiwillig abstinent – Entzugserscheinungen machen nicht vor einem geplanten Drogenausstieg Halt. Deshalb beginnen manche Drogenausstiege mit professionellen Entgiftungen, die den erfolgreichen und risikoarmen Entzug unterstützen.

Es dauert je nach Droge und Stärke der Abhängigkeit mehrere Tage bis Wochen, bis die Symptome ganz abgeklungen sind. Das Gute ist, dass die körperliche Abhängigkeit so überwunden werden kann.

Es gibt viele verschiedene Arten, wie eine Entgiftung professionell unterstützt werden kann. Beispielsweise im:

  • Kalten Entzug (nicht medikamentös unterstützt, ca. 7 – 14 Tage)
  • Warmen Entzug (medikamentös unterstützt, meist 20 Tage)
  • Entzug unter Vollnarkose (insbesondere bei Opioidabhängigkeit, 3-4 Tage)
  • Stationären Entzug (in Kliniken oder Therapieeinrichtungen)
  • Ambulanten Entzug

Solche Angebote schützen vor den Gefahren von Entzugserscheinungen und fördern die langfristige Abstinenz.

Hilfsangebote
Das richtige Angebot zu finden, ist nicht immer einfach. Mögliche Angebote können Sie im Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen finden.

Außerdem kann ein Beratungsgespräch Ihnen Klarheit darüber geben, ob eine Entgiftung für Sie in Frage kommt, was Sie dort erwartet und welche Angebote für Sie nützlich sein können. Dazu können Sie die Kontaktinformationen ebenfalls im Suchthilfeverzeichnis nachlesen oder über DigiSucht einfach online Kontakt zu Beratungsstellen aufnehmen.  >> mehr Infos

In Akuten Notsituationen sollte der Notdienst gewählt werden: 112

Quellen und weitere Informationen: